Phnom Penh im Februar 2004

Ein Kurzbericht über meine Eindrücke in Phnom Penh/Kambodscha.

Ankunft in Phnom Penh

Die Thai Airways Maschine setzt so gegen 20.30 auf der Landebahn in Phnom Penh auf. Seit 10 Jahren schiebe ich diesen Besuch in Kambodscha nun vor mich her. Da ich ohne Visum Anreise, muss ich noch entsprechende Formulare ausfüllen. Meinen Eintritt für Kambodscha in US Dollar bezahlen und schon bin ich durch den Zoll. Mir fiel auf, dass die Emigration-Beamten um Längen freundlicher, sind als ihre Kollegen in Thailand.

Nach der Passkontrolle passiere ich einige wartende Einheimische. Einer von ihnen hält einen A4 großen Zettel in der Hand. "Mr. Armin" steht darauf. Wie, was, wo? Meint der mich?? Oh ja, er meint mich! Klar ich hatte doch einige kleinere Hotels vor meiner Anreise angemailt. 2 hatten geantwortet und ein Hotel schickte mir diesen Fahrer. Mr, das kostet 5 $, ok no problem- bezahlt wird im Hotel.

Der Wagen ist schon etwas betagt und so rumpeln wir durch das halbdunkle Phnom Penh. Welch ein Unterschied zu dem grellen Bangkok. Es liegen Welten dazwischen. Der Wagen biegt von einer Hauptstrasse plötzlich in eine etwas dunklere Seitenstrasse ab. Nun, ich bin nicht furchtsam wird schon werden....nach ca. 300 Metern stoppt das Taxi vor einem bunterleuchteten Hoteleingang. Ich checke in das Golden Gate Hotel ein und bekomme mein erstes Tourguide Angebot. Der Junge hinterm Tresen meint, der allerbeste guide in town zu sein. Schaun wir mal. Das Zimmer ist super. Der Preis, 20 $ pro Nacht, inkl. Frühstück und Zugang zum Internet. Der Fernseher in meinem Zimmer empfängt ca. 80 Kanäle. Nicht schlecht, so wird nachts keine Langeweile aufkommen. Sender aus China, Japan und was weiß ich nicht noch woher. Super fand ich die Werbeclips für so eine Art 0190er Nummern. Ich sag nur "hammerhart und zundertrocken". Aber Japaner waren ja schon immer etwas crazy.

Nachtgang

Gegen 22.oo will ich nun mal Phnom Penh sehen. In der Lobby warnt man mich, zu Fuß auf Tour zu gehen. Wieder kein Problem. Draußen warten schon einige Mopedtaxis. Die Jungs sind im Hotel bekannt und man kann problemlos mit ihnen losdüsen. 1 $ egal wohin. Hier scheint übrigens vieles immer 1 $ zu kosten. Man sollte sich für Kambodscha mit genügend kleinen Dollar - Einheiten bestücken. Die eigene Landeswährung habe ich so gut wie nie gebraucht.

Ich fahre mit dem Mopedtaxi zur Uferpromenade in der Sisowath Auay Road am Mekongriver. Hier pulsiert das Leben. Ein Cafe neben dem anderen, nette kleine Restaurants, zivile Preise und etliche schöne Hotels. Bei meinem nächsten Besuch wohne ich hier. Zu empfehlen ist das Riverside Hotel. (riverside-hotel@camnet.com.kh)

Nach einem ausgiebigen leckeren Abendessen sitze ich in einem bequemen Korbsessel und beobachte das Straßenleben. Dabei fällt mir ein besonders vergnügter Mopedtaximann auf. Der Bursche scheint hier jeden und jede zu kennen. Er findet auch ständig Leute zum umherkutschern, kommt aber immer wieder an seinen Stammplatz direkt vor meinem Lokal zurück. Irgendwann begegnen uns unsere Blicke. Zack, steht er schon vor mir und stellt sich als Mr. Maret vor. Sein englisch ist sehr gut und so kommen wir ins Gespräch. Es kommen die üblichen Fragen, woher, wie lange und wohin die Reise gehen soll. Da mein Kambodscha - Einsatz nicht von langer Dauer sein wird, wird Maret kurzerhand für 10 $ pro Tag mein Guide. Er will mir unbedingt noch eine Kambodscha - Disco zeigen und so fahren wir, selbstverständlich für one Dollar, ins Martini Pub. Merkwürdiger Laden, draußen hocken dunkle Gestalten, drinnen ist es laut und es gibt mehrere Räume. Einer dunkler als der andere. Ich lasse ein Bier für Maret springen, und begnüge mich mit einer Cola Light. Als ich mich am Tresen dann Richtung Tanzfläche umdrehe traue ich meinen Augen nicht. Mindestens 15 bis 20 Mädels stehen da und schauen mich erwartungsvoll an. Nun dämmert es, wir sind in so einer Art Disco - Bordell gelandet. Nicht, dass ich ein Kind von Traurigkeit bin, aber dieses Angebot ist nicht der Sinn meiner Reise. Maret ist verwundert, als ich wieder an die Promenade zurück will. Denkt bestimmt, der Junge ist impotent oder vielleicht sogar katholisch. Beides stimmt nicht, aber lassen wir das....!!!

Killing Fields

Pünktlich um 9.oo früh treffen wir uns vor meinem Hotel. Maret ist wie immer gut drauf und wir jukeln nun mit seiner kleinen betagten Honda los. Ziel ist Choueng Ek bekannt, auch unter "Killing Fields". Der Verkehr in Phnom Penh ist haarsträubend. Jeder fährt so wie er will, kann, möchte oder auch nicht möchte. Ich sitze hinten auf der Honda und habe einen hervorragenden Chaos - Überblick. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich meine Knie einzog aber irgendwie passte Buddha auf, und wir näherten uns dem Stadtrand. Die Gegend wird zusehends noch ärmlicher als in der City. Nach einiger Zeit endet die löchrige Asphaltstrasse in einem Feldweg. Ab und zu ein paar erbärmlich arme Hütten, das ist alles am Wegesrand. Eine Zeitlang fahren wir hinter einem alten Bus her. Wir werden gehörig eingestaubt und in einer haarsträubenden Kamikazeaktion lassen wir den Bus hinter uns. Nach ca. 10 Kilometern kommen wir in Choueng Ek an. Wieder werden Dollars fällig und ich kann das Gelände betreten.

Inmitten einer kargen Landschaft steht ein ca. 50 Meter hoher Turm. Doch dazu später. Hier auf diesem Feld töteten die Schergen Pol Pots, die „ roten Khmer,“ zwischen 1975 und 1979 fast 18000 Landsleute auf bestialische Weise. Fotos und Bilder zeigen Szenen, die man sich nicht mal in einem Alptraum vorstellen kann Ich wandere gedankenverloren durch diese Horrorlandschaft. Mir fällt der in den 80ern gedrehte Film Killing Fields wieder ein. Aber hier, dieses ist kein Film, das ist Realität. Immer wieder entdecke ich noch am Boden Knochensplitter der Getöteten. Nach einiger Zeit betrete ich den Turm.

Vom Boden bis hoch in die oberen Etagen sind 18 000 Totenschädel gestapelt. Fast alle weisen Löcher und Brüche auf. Einwirkung der brutalen Tötungsmethoden. Mir fällt auf, dass die Schädel sogar nach Alter und Geschlecht sortiert wurden. Auch einige Ausländer wurden hier auf diesem Feld getötet. Ich will zurück in die Stadt.

Zahnarztbesuch

Wieder auf dem Feldweg, eingehüllt in einer schönen braunen Staubwolke, passieren wir eine Hütte am Wegesrand. Schon auf der Hinfahrt hatte sie kurz mein Interesse geweckt. Eine selbstgemalte Werbetafel, die, glaub ich, in jeder Großstadt dieser Welt mit Sicherheit mehr Aufmerksamkeit erweckt hätte als die größte grelle „Sonstwasreklame“. Hier werkelt ein Zahnarzt und ich möchte ihn kennen lernen.

Anklopfen erübrigt, sich die Praxis hat keine Tür. Doktore sitzt gerade an einem kleinen Holztisch und schleift an einem Gebiss. Die Schleifmaschine wird von einer alten Autobatterie angetrieben und funktioniert. 2 Enten verlassen fluchtartig die Praxis, gefolgt von einem staubigen braunen Dog. Hier ist das Leben bzw. hier wird improvisiert. Maret wird zum Dolmetscher und in kurzer Zeit haben der alte Doktore und ich ein sehr vertrautes Verhältnis. Das reicht soweit, dass ich dann noch auf seinem Folterstuhl Platz nehme, er mit einer Spritze droht, aber dann nur zum Spass den Bohrer routieren lässt. Hier möchte ich nieee Zahnschmerzen bekommen.

Tuol Sleng

Nach knapp 30 Minuten sind wir wieder in Phnom Penh. Auf Marets Programm steht jetzt das Museumsgefängnis Tuol Sleng oder S 21. Es werden 5 Dollar fällig und ich betrete die ehemalige Schule bzw. das Foltergefängnis des Pol Pot Regimes. Ich empfinde den Aufenthalt an diesem Platz noch bedrückender als draußen auf den Killing Fields. 18000 Gefangene waren an diesem Ort. Ganze 7 Kambodschaner haben den Aufenthalt überlebt. Einer von ihnen, ein Maler, schrieb später ein Buch. Ich las es auf der Rückreise. Noch Tage später hatte ich mit den hier gesehenen Verbrechen meine Probleme. Immer wieder musste ich an diese Verbrechen die hier stattfanden denken. Ich möchte auch nicht näher auf das Gesehene eingehen (mehr über S 21 in fast jeder Suchmaschine).

Schiffsreise

Maret bringt mich in ein einfaches abgelegenes Restaurant. Die Fahrt ist wieder etwas für Stuntleute, aber nett war es trotzdem. Am Abend lade ich ihn noch zu einem Essen ein und am nächsten Morgen pünktlich um 6.30 steht Maret mit seiner roten Honda vor dem Golden Gate Hotel. Um 7.30 soll meine Fähre nach Siem Reap (Angkor Wat) starten. Das Chann Na Express Boat kostete 25 $ . Achtung, wer vor hat, einmal mit so einem Boot diese Strecke von knapp 300 Kilometern zu fahren, sollte sich möglichst schon am Abend vorher mit Verpflegung eindecken. Auf dem Schiff, es fährt ca. 6 Stunden, gibt es nichts zu essen und zu trinken. Platz findet man entweder unten im klimatisierten Teil des Bootes oder oben auf dem Dach. Ich ziehe die Freilichtbühne vor. Gute Sicht, Fahrtwind und mächtig braungebrannt bin ich am Nachmittag im Zielhafen. Maret wirkt beim Abschied etwas traurig. Als er den Dollarlohn plus Tip für seine Taxidienste bekommt, strahlt er jedoch wieder wie ein Honigkuchenpferd (Maret hat ein Handy. Wer ihn mal kennen lernen will, hier die Nummer in Phnom Penh 012 45 41 37).

Pünktlich legt das Boot ab. Die beiden Maschinen grummeln vor sich hin. Das Boot fährt langsam zur Flussmitte. Dann das Inferno. Die Motoren brüllen los, das Boot nimmt Fahrt auf. Mensch, das Ding geht richtig ab! Die Haare flattern im Wind und die Reise nach Siam Reap beginnt. Wir passieren etliche Ortschaften. Manchmal dringt etwas strenger Geruch zu uns rüber. Kein Wunder, hier wird alles im Fluß entsorgt. Fließt ja weg oder so !!!??? Gegen Mittag erreichen wir den Ton Lae Sap See. Er ist der größte Binnensee der Welt. Fast 300 Kilometer lang und 60 Kilometer breit. Sieht aus, als fahren wir bei Husum übers Wattenmeer. Nach 6 Stunden Sonne Wind und Motorengebrüll nähern wir uns unserem Ziel. Ein Fischerdorf am Ufer des Ton Le Sap. In ca. 30 Minuten werde ich REOUN kennen lernen. Wer Reoun ist, na, der beste Tourguide von Angkor Wat. Zumindest wird er mir das noch mindestens 10 mal an diesem Tag sagen. Doch davon mehr in meinem nächsten Bericht: "Angkor, die vergessene Stadt".